NATUR (/&KULTUR)
Auseinandersetzung als Projektgrundlage
"Natur" ist ein alleinstehender, sehr häufig gebrauchter Begriff. Alle Begriffe setzen Grenzen, wo in Wirklichkeit manchmal gar keine sind.
"Die Natur ist keineswegs die große Urmutter, die uns gebar. Sie ist unsere Schöpfung. Es ist unsere Einbildungskraft, die sie beseelt." -Oscar Wilde
Wir aber nehmen die Grenzen an, um über unsere Welt nachzudenken und zu diskutieren. Begriffe sind mächtig, sie bestimmen im Zweifelsfall darüber, wie wir unsere Welt wahrnehmen und in ihr agieren. Deswegen kann ein (nicht)funktionierender Naturbegriff sehr viel Einfluss haben. Im Falle des Naturbegriffs sind die Grenzen unklar. Stehen zum Beispiel wir außerhalb oder innerhalb?
Es gibt zum Naturbegriff verschiedene Definitionsansätze, alle aus Ihrer Perspektive schlüssig, aber sie sind grundlegend unterschiedlich und führen doch auf den einen Begriff hinaus.
Im Folgenden sind verschiedene Definitionsansätze kurz zusammengefasst und aufgeführt:
Zunächst werden Natur und Kultur oft als Gegensätze voneinander begriffen:
Natur bezeichnet das, was nicht vom Menschen geschaffen wurde, im Gegensatz zur vom Menschen geschaffenen Kultur.
Wenn Natur alles von menschlichem Einfluss Unberührte ist, gibt es wahrscheinlich gar keine Natur mehr.
Natur und Kultur schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern markieren lediglich die gedachten Enden einer Skala mit fließend ineinander übergehenden Mischungszuständen (Hemerobie).
Natur ist ein offenes System, dessen Teil auch der Mensch mit seiner Kultur ist (integratives Verhältnis).
Neben den menschinklusiven und -exklusiven Definitionen ist Natur auch ein emotionaler Begriff. Wir empfinden zum Beispiel etwas als zu unnatürlich oder fühlen eine Sehnsucht nach Natur.
Das Problem ist, dass wir an einer so wichtigen Stelle einen Begriff haben, dessen Definition unklar ist und wir ihn trotzdem laufend völlig selbstverständlich nutzen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch benutzen wir die Begriffe "Natur" und "natürlich" letztlich intuitiv und nicht definitionsgerecht.
Ich habe nach einer Form, einem Akteur für meine Experimente gesucht, der intuitiv sofort als unnatürlich empfunden wird und somit ultimativ für das Menschgemachte steht.
DAS RECHTECK
als intuitiv Unnatürliches
und gewählte Verkörperung für das Menschgemachte
Das Rechteck als Fläche oder Umriss, als auch der Quader, begegnen uns überall.
Ein rechteckiger Brief in einem rechteckigen Umschlag mit einer rechteckigen Briefmarke in einen quaderförmigen Briefkasten auf einen rechteckigen Tisch in einem quaderförmigen Haus mit rechteckigen Fenstern, Türen, Stufen, Möbeln neben anders geformten Bäumen in einem Land, in dem die Grenzen mit dem Lineal gezogen wurden und Straßen ein Netz bilden wie kariertes Papier und die rechteckigen Getreidefelder aussehen wie unsere Schachbretter.
Das Rechteck mit seinen rechten Winkeln finden wir in unserer menschengemachten Welt überall: es steht für Ordnung, Schlichtheit, Effizienz und Norm, es ist Kultur.
Rechtecke sind auch die Form, mit der wir versuchen, Flächen in Landschaften für uns zu beanspruchen und markieren, sei nur es mit der Picknickdecke auf der Wiese oder beim Ziehen von Staatsgrenzen.
Bilder 2021 Maxar Technologies, Kartendaten 2021
Bilder 2021 Google, Bilder 2021 Landsat / Copernicus, Maxar Technologies, USDA Farm Service Agency, Kartendaten 2021
Kartendaten 2021 Google, INEGI
Bilder 2021 Landsat / Copernicus, Bilder 2021 TerraMetrics, Kartendaten 2021 Google
Bilder 2021 Google, Bilder 2021 CNES / Airbus, institut Cartografic de Catalunya, Maxar Technologies, Kartendaten 2021
Bilder 2021, Google, Bilder 2021 Maxar Technlogies, USDA Farm Service Agency, Kartendaten 2021
Bilder 2021 CNES / Airbus, Bilder 2021 CNES /Airbus, Maxar technologies, Kartendaten 2021
Bilder 2021 Google, Bilder 2021 Aerodata International Surveys, CNES / Airbus, Maxar Technologies, The GeoInformation Group | Inter Atlas, Kartendaten 2021
Bilder 2021 Maxar Technologies, Bilder 2021 CNES / Airbus, Maxar Technologies, Kartendaten 2021
In der Natur, und damit ist hier gemeint, was in erster Linie nicht von Menschen geschaffen wurde, finden wir solche perfekten Rechtecke und Quader nicht. Und wenn doch, fällt es uns extrem schwer, die Natürlichkeit dieser Objekte anzuerkennen.
An den Reaktionen der Gesellschaft und Kritik auf Kasimir Malewitschs 1915 erstmals ausgestellte "Schwarze Quadrat", mit dem er unter anderem die Natur aus der Kunst verdrängen wollte, lassen sich erste Reaktionen auf Rechtecke außerhalb ihres Nutzenkontexts gut veranschaulichen: "Als ich [...] ein Bild, das nichts als ein schwarzes Quadrat auf weißem Felde darstellte, ausstellte, seufzte die Kritik und mit ihr die Gesellschaft: Alles, was wir geliebt haben, ist verloren gegangen[...]" : Man bezeichnete das Gemälde als "totes Quadrat"oder das "personifizierte Nichts ".
Rechtecke und Quader geben uns Sicherheit, Klarheit, Effizienz, Ordnung, Flexibilität, Anpassparkeit, Universalität. Aber ist da noch mehr? Hat das Rechteck einen irrationalen emotionalen Wert? Ist es immer Mittel zum Zweck, oder finden wir es vielleicht auch einfach geil wie Sonnenuntergänge?
VISUALISIERUNGEN
abstraktes Fragestellen und Vorschläge machen
"INTUITIV (UN)NATÜRLICH" positioniert Mensch, Rechteck und Landschaft zueinander und spielt mit der Kombination von intuitiv als natürlich und unnatürlich Empfundenem und lädt so zur Reflexion der eigenen Wahrnehmung ein.
Können die Bilder als harmonisch empfunden und ein Szenario entworfen werden, in dem sich der Mensch inklusive seines kulturellen Handelns in der Natur verortet, wie es die Experimente abstrakt vorschlagen? Oder ist die Dissonanz zu stark?
Brechen Rechtecke in Landschaften nur visuell die Illusion von Natürlichkeit oder beeinflussen sie auch unser Denken und Verhalten?
Können wir wegen der endlos vielen Rechtecke und Quader in unseren Städten diese nicht als natürlich anerkennen, die rechtecklosen Wälder, Seen und Felder herum aber schon?
Fühlen und Handeln wir intuitiver in rechtecklosen Umgebungen und suchen sie deswegen auf?
Ist mein Quadrate-hinterlassen unnatürlicher als das Spuren-hinterlassen eines Fuchses?
intuitiv (un)natürlich - livia kirchner
liviakirchner@live.de
NATUR (/&KULTUR)
Auseinandersetzung als Projektgrundlage
"Natur" ist ein irgendwie alleinstehender, extrem häufig gebrauchter Begriff. Alle Begriffe setzen Grenzen, wo in Wirklichkeit manchmal garkeine sind.
"Die Natur ist keineswegs die große Urmutter, die uns gebar. Sie ist unsere Schöpfung. Es ist unsere Einbildungskraft, die sie beseelt." -Oscar Wilde
Wir aber nehmen die Grenzen an, um über unsere Welt nachzudenken und zu diskutieren. Begriffe sind mächtig, sie bestimmen im Zweifelsfall darüber, wie wir unsere Welt wahrnehmen und in ihr agieren. Deswegen kann ein (nicht)funktionierender Naturbegriff wahnsinnig viel Einfluss haben. Im Falle des Naturbegriffs sind die Grenzen unklar. Stehen zum Beispiel wir außerhalb oder innerhalb?
Es gibt zum Naturbegriff verschiedene Definitionsansätze, alle aus Ihrer Perspektive schlüssig, aber sie sind grundlegend unterschiedlich und führen doch auf den einen Begriff hinaus.
Im Folgenden sind verschiedene Definitionsansätze kurz zusammengefasst und aufgeführt:
-Zunächst werden Natur und Kultur oft als Gegensätze voneinander begriffen:
Natur bezeichnet das, was nicht vom Menschen geschaffen wurde, im Gegensatz zur vom Menschen geschaffenen Kultur.
Wenn Natur alles von menschlichem Einfluss Unberührte ist, gibt es wahrscheinlich gar keine Natur mehr.
Natur und Kultur schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern markieren lediglich die gedachten Enden einer Skala mit fließend ineinander übergehenden Mischungszuständen (Hemerobie).
Natur ist ein offenes System, dessen Teil auch der Mensch mit seiner Kultur ist (integratives Verhältnis).
Neben den menschinklusiven und-exklusiven Definitionen ist Natur auch ein emotionaler Begriff. Wir empfinden zum Beispiel etwas als zu unnatürlich oder fühlen eine Sehnsucht nach Natur.
Das Problem ist, dass wir an einer so wichtigen Stelle einen Begriff haben, dessen Definition unklar ist und wir ihn trotzdem laufend völlig selbstverständlich nutzen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch benutzen wir die Begriffe "Natur" und "natürlich" letztlich intuitiv und nicht definitionsgerecht.
Ich habe nach einer Form, einem Akteur für meine Experimente gesucht, der intuitiv sofort als unnatürlich empfunden wird und somit ultimativ für das Menschgemachte steht.
DAS RECHTECK
als intuitiv Unnatürliches
und gewählte Verkörperung für das Menschgemachte
Das Rechteck als Fläche oder Umriss, als auch der Quader, begegnen uns überall.
Ein rechteckiger Brief in einem rechteckigen Umschlag mit einer rechteckigen Briefmarke in einen quaderförmigen Briefkasten auf einen rechteckigen Tisch in einem quaderförmigen Haus mit rechteckigen Fenstern, Türen, Stufen, Möbeln neben anders geformten Bäumen in einem Land, in dem die Grenzen mit dem Lineal gezogen wurden und Straßen ein Netz bilden wie kariertes Papier und die rechteckigen Getreidefelder aussehen wie unsere Schachbretter.
Das Rechteck mit seinen rechten Winkeln finden wir in unserer menschengemachten Welt überall: es steht für Ordnung, Schlichtheit, Effizienz und Norm, es ist Kultur.
Rechtecke sind auch die Form, mit der wir versuchen, Flächen in Landschaften für uns zu beanspruchen und markieren, sei nur es mit der Picknickdecke auf der Wiese oder beim Ziehen von Staatsgrenzen.
Bilder 2021 Maxar Technologies, Kartendaten 2021
Bilder 2021 Google, Bilder 2021 Landsat / Copernicus, Maxar Technologies, USDA Farm Service Agency, Kartendaten 2021
Kartendaten 2021 Google, INEGI
Bilder 2021 Landsat / Copernicus, Bilder 2021 TerraMetrics, Kartendaten 2021 Google
Bilder 2021 Google, Bilder 2021 CNES / Airbus, institut Cartografic de Catalunya, Maxar Technologies, Kartendaten 2021
Bilder 2021, Google, Bilder 2021 Maxar Technlogies, USDA Farm Service Agency, Kartendaten 2021
Bilder 2021 CNES / Airbus, Bilder 2021 CNES /Airbus, Maxar technologies, Kartendaten 2021
Bilder 2021 Google, Bilder 2021 Aerodata International Surveys, CNES / Airbus, Maxar Technologies, The GeoInformation Group | Inter Atlas, Kartendaten 2021
Bilder 2021 Maxar Technologies, Bilder 2021 CNES / Airbus, Maxar Technologies, Kartendaten 2021
In der Natur, und damit ist hier gemeint, was in erster Linie nicht von Menschen geschaffen wurde, finden wir solche perfekten Rechtecke und Quader nicht. Und wenn doch, fällt es uns extrem schwer, die Natürlichkeit dieser Objekte anzuerkennen.
An den Reaktionen der Gesellschaft und Kritik auf Kasimir Malewitschs 1915 erstmals ausgestellte "Schwarze Quadrat", mit dem er unter anderem die Natur aus der Kunst verdrängen wollte, lassen sich erste Reaktionen auf Rechtecke außerhalb ihres Nutzenkontexts gut veranschaulichen: "Als ich [...] ein Bild, das nichts als ein schwarzes Quadrat auf weißem Felde darstellte, ausstellte, seufzte die Kritik und mit ihr die Gesellschaft: Alles, was wir geliebt haben, ist verloren gegangen[...]" : Man bezeichnete das Gemälde als "totes Quadrat"oder das "personifizierte Nichts ".
Rechtecke und Quader geben uns Sicherheit, Klarheit, Effizienz, Ordnung, Flexibilität, Anpassparkeit, Universalität. Aber ist da noch mehr? Hat das Rechteck einen irrationalen emotionalen Wert? Ist es immer Mittel zum Zweck, oder finden wir es vielleicht auch einfach geil wie Sonnenuntergänge?
VISUALISIERUNGEN
abstraktes Fragestellen und Vorschläge machen
"INTUITIV (UN)NATÜRLICH" positioniert Mensch, Rechteck und Landschaft zueinander und spielt mit der Kombination von intuitiv als natürlich und unnatürlich Empfundenem und lädt so zur Reflexion der eigenen Wahrnehmung ein.
Können die Bilder als harmonisch empfunden und ein Szenario entworfen werden, in dem sich der Mensch inklusive seines kulturellen Handelns in der Natur verortet, wie es die Experimente abstrakt vorschlagen? Oder ist die Dissonanz zu stark?
Brechen Rechtecke in Landschaften nur visuell die Illusion von Natürlichkeit oder beeinflussen sie auch unser Denken und Verhalten?
Können wir wegen der endlos vielen Rechtecke und Quader in unseren Städten diese nicht als natürlich anerkennen, die rechtecklosen Wälder, Seen und Felder herum aber schon?
Fühlen und Handeln wir intuitiver in rechtecklosen Umgebungen und suchen sie deswegen auf?
Ist mein Quadrate-hinterlassen unnatürlicher als das Spuren-hinterlassen eines Fuchses?
intuitiv (un)natürlich - livia kirchner
liviakirchner@live.de